In den vergangenen Jahren habe ich viele Vorhaben und Projekten begleitet. Ich habe Erfolge und Misserfolge erlebt, gesehen und beobachtet. Dabei habe ich mich gefragt, warum sind manche Projekte von Erfolg gekrönt und manche nicht. Wie lautet die Formel für erfolgreiche Projekte? Gibt es sie überhaupt?
Ich habe Projekte erlebt, die nachhaltige Ergebnisse hervorgebracht haben, jedoch einen wunden Punkt und schmerzhafte Erinnerungen in der Organisation zurücklassen. Dann gibt es andere Projekte, deren Ergebnisse nie umgesetzt wurden, jedoch die Menschen immer noch davon schwärmen. Wie kann das sein?
Die Suche nach der Formel
Ich habe mir große und kleine Vorhaben aus den letzten Jahren genauer angesehen. Dabei sind mir bei allen Vorhaben Parallelen aufgefallen. Drei Faktoren haben immer wieder den Unterschied gemacht: Klarheit, Offenheit und Transparenz. Für mich stellen diese drei Faktoren einen wichtigen Teil der Formel für erfolgreiche Projekte dar. Diese Erkenntnis hat meine Arbeit und mein Denken bereits vor vielen Jahren nachhaltig verändert.
In meinem Buch Moderne Vereinsorganisation habe ich diese Formel erstmalig veröffentlicht. Egal, an welcher Stelle du etwas bewegen möchtest, kann die Formel seine Wirkung entfalten. Lass uns gemeinsam die einzelnen Faktoren genauer betrachten.
Klarheit
Klarheit geht in zwei Richtungen, nach innen und nach außen. Um nach außen klar zu sein und so zu kommunizieren, ist es wichtig innere Klarheit zu besitzen. Das gilt auch für Unternehmen und ihre Vorhaben.
Was ist unser Ziel? Wo geht die Reise hin? Welchen Nutzen verfolgen wir damit? Welche Auswirkungen wird es auf unsere Aufgaben haben? Wo und wie kann ich mich einbringen? Das sind nur einige Fragen von vielen. Menschen haben Fragen. Mit Antworten können wir für Klarheit sorgen.
Wenn wir Menschen eines nicht mögen, dann ist es im Unklaren zu sein. Speziell Informationsdefizite lösen bei uns ungute Gefühle aus. Sie sind der Nährboden für Spekulationen und Gerüchte.
Wenn Menschen ihre Position im Unternehmen ausnutzen und Informationen zurückhalten entstehen weitere Unklarheiten. In einer Organisation führt dies allzu oft zu Missstimmungen und Mistrauen.
Innere Klarheit bedeutet auch für Unternehmen, sich klar zu sein, was wichtig ist. Was ergibt in der jeweiligen Situation Sinn. Was brauchen wir im Unternehmen, damit es uns gut geht? Wenn es uns gut geht, können wir alle einen guten Job machen.
Es gibt Situationen, in denen mir selbst noch nicht ganz klar ist, wie das Ziel aussehen kann. Das ist keine Seltenheit. Je nach Bedarf können unterschiedliche Formate hilfreich sein und die Klarheit fördern.
Gerade in großen Organisationen kann nicht jede einzelne Person persönlich eingebunden werden. Es bestehen jedoch immer Möglichkeiten, für Klarheit zu sorgen. Verschiedene Kommunikationsformate bieten zahlreiche Chancen, um Klarheit herzustellen.
Sich das als Unternehmen einzugestehen, zeugt von einem großen Reifegrad und einem starken und ehrlichem Verantwortungsbewusstsein.
Klarheit musst du wollen. Klarheit gibt Vertrauen.
Offenheit
Wie viele Querdenker, innovative und kreative Köpfe gibt es in deinem Unternehmen? Was passiert, wenn diese Menschen loslegen? Laufen sie gegen eine Wand oder wird ihnen Spielraum gegeben?
Was passiert, wenn Fehler entstanden sind? Zieht ein Gewitter auf oder beginnen Freudentänze? Wie offen gehen die Menschen in deinem Unternehmen mit Fehlern um? Ob es nun Fehlerkultur oder Lernkultur heißt, ist eigentlich nachrangig. Viel wichtiger ist es, dass Rahmenbedingungen vorhanden sind, in denen die Menschen Fehler machen dürfen.
Ich kann nur so gut performen, wie es die Rahmenbedingungen zulassen. Die Zusammenarbeit kann sich nur entwickeln, wenn ich ihr den notwendigen Raum dafür gebe. Innovationen können nur entstehen und umgesetzt werden, wenn die Menschen in der Organisation offen dafür sind. Nur Offenheit auf allen Ebenen kann ein förderliches, kreatives und innovatives Umfeld entstehen lassen.
Was wäre, wenn neue Ideen, Innovationen und Fehler genauso zur Unternehmenskultur dazu gehören, wie Respekt und Wertschätzung? Dann hätten wir Menschen, die keinen Gedanken dafür verschwenden, ob sich etwas verändert. Wir hätten Menschen, die neugierig das Neue erkunden und ihr Arbeitsumfeld und die Zusammenarbeit stetig weiterentwickeln.
Offenheit ist der Schlüssel für den inneren, stetigen und selbst initiierten Wandel von Organisationen.
Transparenz
Was wäre, wenn wir getroffene Entscheidungen verständlich erklären? Wie wäre es, wenn Menschen in der Organisation sehen könnten, an welchen Vorhaben wir arbeiten und wie der aktuelle Stand ist? Was würde passieren, wenn wir mit schwierigen Entscheidungen transparent umgehen?
Maximale Transparenz stellt für mich einen weiteren Ansatz für einen hohen Reifegrad der Organisation dar. Transparenz ist nicht selbstverständlich. Es muss gewollt und gelebt werden. In den vergangenen Jahren haben mir immer wieder Menschen berichtet, wie wichtig ihnen die Transparenz ist. Die Menschen können und wollen mit Informationen gut und vertrauensvoll umgehen.
Wer Transparenz erwartet, muss auch selbst Informationen preisgeben. Wenn ich möchte, dass Entscheidungen oder Ergebnisse eine hohe Akzeptanz finden sollen, dann komme ich um Transparenz nicht herum.
Transparenz ist keine Einbahnstraße. Sie ist der verantwortungsvolle Umgang mit Aufgaben und Befugnissen, egal in welcher Rolle und an welcher Stelle.
Jetzt stellt sich die Frage: Was ist Erfolg und wo ist das Ziel?
Was ist Erfolg? Wo ist das Ziel?
Die Definition ist einfach: Erfolg ist, wenn du (d)ein Ziel erreicht hast. Genau ab diesem Punkt wird es jedoch knifflig. Was oder wo ist denn überhaupt das Ziel? Haben alle Beteiligten die gleiche Vorstellung von dem angestrebten Ziel? Verfolgen die Menschen vielleicht sogar unterschiedliche Ziele? Das ist nicht immer offensichtlich. Auch wenn Menschen zum Beispiel in Führungspositionen ein neutrales Ziel ausrufen, kann es trotzdem sein, dass sie nicht ganz uneigennützig dieses Ziel verfolgen. Vielleicht steckt hinter einem wohlgemeinten Ziel mehr Egoismus, als wir vermuten.
Meine Definition von Erfolg.
Ich habe mir meine eigene Definition von Erfolg erarbeitet. Für mich geht es darum, Sinn zu stiften, zu gestalten und die Zusammenarbeit zu fördern. Somit ist für mich der Weg eines Vorhabens wichtiger als das Ergebnis am Ende. An dieser Stelle schütteln einige Projektexperten oft den Kopf und können oder wollen meinen Gedankengang nicht nachvollziehen.
Was nützen mir Projektergebnisse, wenn der Weg dorthin geprägt ist von einer schlechten Zusammenarbeit und zerstörtem Vertrauen? Was nützen mir diese Ergebnisse, wenn sie nicht für eine Vernetzung und Verbundenheit zwischen den Menschen gesorgt haben? Was bringt es, wenn Menschen erleichtert sind, wenn sie das Projekt endlich los sind? Was bringen die Ergebnisse, wenn die Zusammenarbeit psychisch belastend war? Was bringen die Ergebnisse, wenn sich am Ende Versprechungen als heiße Luft entpuppen? Wem nützen diese Ergebnisse? Niemanden. Warum? Weil es genau solche Ergebnisse sind, die oft keine Akzeptanz finden und das Unternehmen nicht nachhaltig weiterentwickeln.
Ein lebendiger Organismus
Eine Organisation ist für mich ein lebendiger Organismus, ein pulsierendes Netzwerk mit wertvollen Individuen. Dieser Organismus hat ein sehr großes Gedächtnis. Es dauert oft Jahre oder Jahrzehnte bis schlechte Erfahrungen in Vergessenheit geraten.
Im Gegensatz dazu sind Projekte, in denen eine starke Verbundenheit entstanden ist, ein Garant für die evolutionäre Entwicklung einer Organisation. Dabei rückt das eigentliche Ergebnis in den Hintergrund. Es kann sein, dass ein Projektergebnis, aus welchen Gründen auch immer, nicht umgesetzt werden kann. Trotzdem ist das Projekt nicht gescheitert. Warum? Weil die Menschen wertvolle Erfahrungen gesammelt, ein Netzwerk geknüpft und eine tiefe Verbundenheit entwickelt haben. Das lässt sich an einer guten Stimmung, einem hohen Engagement, guter Motivation oder an Aussagen wie dieser erkennen: „Egal welches Thema im nächsten Projekt kommt, ich möchte unbedingt wieder dabei sein.“
Für mich ist ein Vorhaben erfolgreich, wenn der Weg Verbundenheit erzeugt. Nur so kann ein pulsierendes Netzwerk in der Organisation wachsen und gedeihen.
Genau hier entfaltet die Erfolgsformel ihre Wirkung.
Die Erfolgsformel
Für mich machen Klarheit, Offenheit und Transparenz den Unterschied. Vorhaben oder Projekte sind oft gescheitert oder bleiben in schlechter Erinnerung, wenn diese drei Faktoren nicht gegeben sind. Werden jedoch diese Faktoren bewusst bedient und ergänzt mit Geduld, Mut und dem Willen stetig zu lernen, dann ist Vieles möglich. Insbesondere die Verbundenheit der Menschen zum Unternehmen und das Vertrauen in Projekte und Vorhaben.
Für mich ist das die Erfolgsformel. Sie lautet: Klarheit + Offenheit x Transparenz = ein erfolgreiches Vorhaben, Projekt, Unternehmen.
Was sind deine Erfahrungen? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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