Kekse sind doch etwas Feines. Sie sind lecker und können einem echt den Tag versüßen. Doch nicht selten hinterlässt das kleine süße Gebäck seine Spuren. Kleine Krümel hier und da. Ok, es ist deine Entscheidung, ob du die Krümel nun beseitigst oder einfach liegen lässt. Vielleicht findet sich jemand, der die Krümel wie von Zauberhand verschwinden lässt.
Was ist wohl der bessere Weg, Kekse zu essen, ohne Spuren zu hinterlassen. Ja, es ist möglich den ganzen Keks in den Mund zu stopfen. Das ist eine Option. Welche Optionen gibt es noch? Ich könnte mir zum Beispiel einfach einen Teller nehmen und fange somit die Krümel auf.
Ich könnte auch nach dem Kekse essen meine Spuren mit dem Staubsauger beseitigen. Wie das immer so ist, in genau diesem Moment ist der Beutel vom Staubsauger voll. Jetzt musst du erst noch eine Miniinspektion durchführen, bis du die Kekskrümel aufsaugen kannst.
Ich habe mich gefragt, wie lange es dauert, einen Teller aus dem Schrank zu nehmen, um darauf zu krümeln. Ich habe es wirklich ausgemessen. Es waren sage und schreibe 10 Sekunden und ich habe mir dabei noch Zeit gelassen. Damit habe ich mir die erneute Zeitmessung für den Staubsaugereinsatz erspart. Das geht unter 10 Sekunden definitiv nicht.
Was soll nun diese bahnbrechende Erkenntnis? Ganz einfach, oft benötigt ein kleiner zusätzlicher Schritt in der Vorbereitung deutlich weniger Zeit, als die Spuren zu beseitigen.
Jetzt stell dir vor, nicht du verteilst die Krümel, sondern eine andere Person. Warum macht sie das und wie findest du das? Vielleicht weiß sie nicht, wo die Teller stehen? Vielleicht hat sie vergessen, dich zu fragen, oder wollte es einfach aus Stolz nicht. Einmal die Krümel wegräumen, ist noch in Ordnung. Jedoch ständig?
Krümeln ist ok, wenn es deine sind und du dich selbst darum kümmerst.
Kennst du den Superkrümler?
Der, die, das Superkrümler hört sich spannend an. Oder? Ins Englische übersetzt „The Supercrump“ – den Namen gibt es tatsächlich schon. Vielleicht mache ich „The Bad Crump“ daraus. Ok, ich bleibe beim Superkrümler. Wer oder was ist das?
Ich erlebe oft Situationen, in denen ich denke:
„Ein kurzer Anruf hätte genügt und wir hätten uns zusätzliche Arbeit erspart.“ oder
„Hättest du kurz ein Zeichen gegeben, dann müssten wir es jetzt nicht grade bügeln.“ oder
„Frag mich doch einfach kurz, dann zeig ich dir, wo du die richtigen Unterlagen findest.“ oder
„Frag mich doch einfach, bevor du Fakten in die Welt setzt, die nicht mehr stimmen.“
All das sind kurze Momente, die sehr wenig Zeit binden. Vielleicht wäre das eine zeitliche Investition von weniger als fünf Minuten. In diesen Situationen hinterlässt die fehlende Abstimmung deutliche Spuren und der Aufwand ist hoch, sie zu beseitigen.
Bitte versteh mich nicht falsch, ich möchte auch gern Dinge ausprobieren und aus meinen Erkenntnissen lernen. Somit frage ich nicht immer vorher. Das erwarte ich auch nicht in jeder Situation.
Die Dinge gelingen lassen.
Ich habe für mich erkannt, dass ich das Rad nicht immer neu erfinden muss. Wer nicht fragt, der nicht gewinnt. Und wenn es eine neue Erkenntnis ist, umso besser. So funktioniert für mich gute und vernetzte Zusammenarbeit.
Es können unterschiedliche Situation zu ganz unterschiedlichen Themen sein. Es kommt ganz darauf an, in welcher Rolle du steckst. Bist du vielleicht selbst der, die, das Superkrümler und hast es noch gar nicht bemerkt? Oder bist du die Person, die die Dinge wieder grade rücken darf, will oder muss.
Hinzu kommt, dass es darum geht, ob du deine Arbeit sofort beginnen kannst oder erst die Spuren des Superkrümlers beseitigen musst. Stell dir einfach vor, du bekommst einen Mietwagen und der Tank ist leer. Unvorstellbar, oder?
Ich mache es noch einfacher: Du sitzt auf der Toilette und das Toilettenpapier ist alle. Das ist schon eine doofe Situation, insbesondere, wenn es nicht dein Zuhause ist. Da gewinnt das Thema Spuren hinterlassen plötzlich eine ganz neue Bedeutung.
Ein Beispiel habe ich noch für dich: Du möchtest einen Workshop durchführen und bekommst einen Raum. Den Raum haben am Tag zuvor andere Personen genutzt. Du gehst davon aus, dass du sofort loslegen kannst. Du öffnest die Tür. Was du als Erstes feststellst, ist, dass ein paar Minuten mit offenen Fenstern, dem Raum sehr guttun würden. Du schaltest das Licht an und siehst auf den Tischen liegt noch eine Mengen Zeug, das Flipchart ist vollgekritzelt und das Papier aufgebraucht. Die Metaplanwand ist voll mit Moderationskarten. Nun geht deine Zeit mit aufräumen flöten, anstatt sie in die Vorbereitung deines Workshops investieren zu können.
Tja, wer war nun der, die, das Superkrümler? Wie hätte diese Situation vermieden werden können? Hierfür gibt es viele Lösungsmöglichkeiten. Sicherlich fallen dir sofort einige ein.
Das was in diesem Moment definitiv geholfen hätte, wäre eine Vorwarnung wie: „Wir haben es gestern nicht mehr geschafft den Raum aufzuräumen, nicht wundern. Wir räumen noch rechtzeitig auf.“
Es geht darum, sofort loslegen und die Dinge tun zu können. Mari Furukawa-Caspary beschreibt es in ihren Büchern „Lean-auf-gut-deutsch“ so, dass die Dinge so hinterlassen oder übergeben werden müssen, dass eine andere Person sofort mit ihren Aufgaben loslegen kann. Insbesondere geht es darum, keine unnötigen Aufwände (für andere) zu erzeugen.
Das ist ein wichtiger Punkt, um die Abläufe im Flow zu halten und um an das gewünschte Ziel zu kommen. Zusätzliche Aufwände bringen den Flow ins Stocken und sorgen für Frust. Es gilt die Rahmenbedingungen so zu gestalten und abzusichern, dass die Dinge gelingen können.
Die Verantwortung dafür trägt jede einzelne Person in der Organisation. Es geht nicht um richtig oder falsch. Es geht darum, die Zusammenarbeit gelingen zu lassen, und zwar für alle beteiligten Personen im Sinne der Organisation.
Qualität der Verbindungen
Für mich stellt sich die Frage: Wie ist die Qualität der menschlichen Verbindungen und der Organisationskultur, wenn Personen auf Kosten von anderen ständig Krümel hinterlassen? Das hat Auswirkungen auf die komplette Organisation und wenig mit Respekt und Wertschätzung zu tun. Stellt sich diese Fragen auch ein Superkrümler? Wenn ja, mit welcher Erkenntnis?
Wir sollten uns die Fragen stellen: Welche positiven Spuren wollen wir hinterlassen? Wie können wir unsere Zusammenarbeit gestalten, die von Vertrauen und Wertschätzung geprägt ist? Wie kann ich mit meinem Verhalten mein Umfeld gestalten und die positive Entwicklung der Zusammenarbeit fördern?
Das fängt damit an, ganzheitlich und voraus zudenken, Fragen zu stellen, persönliche Befindlichkeiten außen vor zu lassen, fehlendes Wissen einzugestehen und Vertrauen zu schenken. All das ist ein Ausdruck von Charakterstärke.
Gute Zusammenarbeit ist keine Einbahnstraße und lastet nicht auf den Schultern von wenigen Personen. Gute Zusammenarbeit ist das Ergebnis von einem gemeinsamen vertrauensvollen Weg mit Reflexion, Kommunikation und das Verständnis füreinander. Nicht mehr und nicht weniger.
Wie sieht die Zusammenarbeit bei dir aus? Seid ihr mit Krümel beseitigen beschäftigt oder genießt ihr das gemeinsame Kekse essen?
4 Responses
Lieber Falk
ich habe gerade gelernt, dass crump Krümel heißt und nicht crumb, wie ich immer dachte, was Krume bedeutet. Danke schonmal dafür.
Dein Krümelthema kennt jeder Haus -mann -frau.
Nicht jeder denkt so wie Du: was offensichtlich mitdenken bedeutet. Ich tue das auch, das fällt mir leicht. Andere kommen da gar nicht drauf.
Sind sie deswegen böse, dumm oder wollen mir was? Nein, sie sind wie sie sind.
Aufregen darüber hilft nicht.
Deinen Appell unterschreibe ich. Ob er etwas bringt? Das wage ich zu bezweifeln.
Herzliche Grüße Inge
Vielen lieben Dank Inge für deinen Kommentar.
Ich liebe den Begriff „Supercrump“ . Ich kannte ihn bisher nicht. Ich habe aber solche Kolleginnen, die sich über mich oft ärgern, weil ich von ihnen immer verlange, den Staubsauger zu holen.
Vielen lieben Dank Annemarie für deinen Kommentar.