Spielraum_Schiebepuzzle

Wie viel Spielraum haben Sie?

In dem Buch Spielräume von Tom de Marco geht es, um den verrückten Ansatz alles effizienter machen zu wollen. Höher, schneller, weiter, effizienter und das auf Kosten der Flexibilität. Jeglicher Spielraum wird ausgenutzt. Alles läuft auf Kante und ist fest. Kein Ruckeln, kein Wackeln, kein Spielraum. Wie ist das mit einem Muskel, wenn er fest ist? Er schmerzt. Nichts geht mehr. Die Beweglichkeit ist deutlich eingeschränkt. Von Agilität kann nun nicht mehr die Rede sein. In vielen Büchern gibt es oft die „Essenz für Eilige“. Bedeutet das, dass der Leser keine Zeit mehr hat das Buch komplett zu lesen? Fehlt da der Spielraum? Vielleicht auch die Energie?

Was ist damit gemeint?

Ich möchte an dieser Stelle auf das Energie-Modell von Vera Birkenbihl eingehen. Sie sagt, dass wir für unseren Energiehaushalt immer 100% zur Verfügung haben.

Energie-Modell

Diese 100% verteilen sich auf die Bereiche A, B, C, D, E. Diese fünf Bereiche, teilen sich die Energie. Dies erfolgt jedoch nicht gleichmäßig, sondern je nach Bedarf zulasten der anderen Bereiche. Es bleiben immer 100%.

Im A-Bereich stecken unsere automatischen Prozesse wie atmen, verdauen usw. Im B-Bereich findet sich unser Selbstwert wieder. Im C-Bereich findet sich die Zeit, die wir im Hier und Jetzt gerade nutzen. Im D-Bereich sind tägliche Routineaktivitäten wie Zähneputze oder Autofahren enthalten. Im letzten E-Bereich steckt die Entfaltung, das Sprudeln der Kreativität und neue Ideen, forschen und Neues lernen. Wenn wir ganz viel Energie aufbringen in den Bereichen A bis D bleibt wenig für E übrig.

Vielleicht kennen Sie das, nach einem intensiven und stressigen Tag, fehlt irgendwie die Energie kreativ zu werden oder Ideen zu entwickeln. Dann gibt es wieder Zeiten, in denen Sie entspannt sind und auf einmal sprudeln die Ideen. Das hat mit dem E-Bereich zu tun und der Energie, die Ihnen in diesem Moment wieder zur Verfügung steht.

Können Sie sich noch an das Schiebepuzzle erinnern?

Spielraum_SchiebepuzzleIn dem Spiel haben Sie verschiedene Felder, die Sie verschieben können. Mal sind es Zahlen, Buchstaben oder Bilder, die sich verändern können. Da in dem Schiebepuzzle ein Teil fehlt, ist der notwendige Spielraum vorhanden. Dies ermöglicht Ihnen, flexibel zu sein. Alles kann in Bewegung kommen und bleiben.

Wir können diese Systematik auf unseren Tag oder auf unseren Job übertragen und mit dem Energie-Modell verbinden. Da gibt es die Familie mit allem, was dazugehört, da ist der Job mit all seinen Facetten und Projekten, Informationen im Überfluss, Bücher lesen und vieles mehr. Wir könnten nun in unserem ganz persönlichen Schiebepuzzle die Lücke des fehlenden Teils ausfüllen mit allem, was noch ansteht. Wenn es dauerhaft so ist, dann berauben wir uns jedoch selbst unseren Spielraum und unserer Flexibilität. Unser E-Bereich wird so klein, dass es deutlich schwerer wird etwas zu entwickeln. Es kann sein, dass die erforderliche Energie auf Kosten der anderen Bereiche geht.

Spielraum_Schiebepuzzle

Die Kombination dieser Überlegungen wird heute immer wichtiger. Viele Unternehmen wollen sich den Herausforderungen der heutigen Zeit stellen und starten ein Projekt nach dem anderen, am besten agile. Neues Wissen entsteht, wird vermittelt und soll dauerhaft wirken. Nachhaltig wirkende (Lern-)Prozesse brauchen jedoch Zeit. Jeder Mensch, jede Organisation lernt in einem eigenen Tempo. Wenn nun der Spielraum so verkleinert wird, dass jegliche Beweglichkeit genommen wird, dann fehlt die Energie Neues zu lernen. Das gilt sowohl für den Menschen, als auch für die Organisation. Ein gutes Beispiel dafür ist, wenn Unternehmen agile werden wollen, aber kein Stück vom Glauben an die perfekte Effizienz und Kontrolle abrücken wollen. Es wird nicht wirklich funktionieren, weil der erforderliche Spielraum fehlt.

Finden Sie Ihren Spielraum

Manchmal hilft es, einen Gang zurückzuschalten und zu schauen, was mir, in meinem Job oder im Unternehmen den Spielraum und die Flexibilität raubt. Dort finden Sie die notwendige Stellschraube. Zusätzlich finden Sie bestimmt ein paar Prozent für Ihren E-Bereich und die Ideen können wieder sprudeln.

Bleiben Sie mutig.

Ihr Falk Golinsky

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