Kennst du das auch? Eine Person, eine Geschichte oder ein Erlebnis lässt dich nicht los? Eine Faszination, die immer wieder kommt? Warum ist das so? Warum ist das bei dir so? Vielleicht steckt etwas Großes dahinter. Was ist groß? Sind es zwei Meter, zehn Meter oder die ganze Welt?

Was mich fasziniert

Mich fasziniert ein großer Mensch, der mich schon eine ganze Weile meines Lebens begleitet. Darf ich vorstellen: Tenzing, Tenzing Norgay. Wir befinden uns im Jahr 1935. Jeden Morgen, wenn Tenzing aufwacht, blickt er raus in die Ferne. In die Ferne des Himalayas. Eine magische Kraft zieht ihn immer dichter an die großen Gipfel, die größten Gipfel, den Mount Everest. Tenzing ist 21 Jahre alt und begibt sich auf seine erste große Expedition. Schwer bepackt mit Kleidung, Lebensmitteln und Werkzeug bricht er auf. Er hat die Kraft, das Talent und den Mut für derartig schwere Aufgaben.

Einige Jahre später ist der Neuseeländer Edmund Hillary Mitglied mehrerer Expeditionen. Edmund erkundet mit Kollegen den Himalaya und sucht nach den besten Routen auf den Gipfel. Auf den Mount Everest, auf das Dach der Welt. So kommt es, wie es kommen muss, Edmund und Tenzing schreiben Geschichte.

Am 29. Mai 1953 gelingt es beiden Menschen, das Dach der Welt zu besteigen. 8848 Meter. 8848 Meter! Das ist unvorstellbar hoch, das ist riesig, das ist Wahnsinn. Die Besteigung selbst ist nur die eine Seite der Medaille, lebendig wieder runterkommen, die andere. Dieses Ereignis ist nun am 29. Mai 2020 67 Jahre her.

Was ist nun das Größte?

Ist die Besteigung des Mount Everest nun das Größte? Die Einen sagen Ja, ich sage Nein. Jetzt kannst du dir vorstellen, wir rasend schnell sich die Nachricht von der Erstbesteigung verbreitet. In einer Zeit, in der es kein Internet, Whatsapp oder Skype gibt. Doch bereits auf dem Abstieg erreichen Edmund und Tenzing erste Nachrichten. Neben der Freude brach in der nepalesischen Öffentlichkeit ein Streit aus, wer denn nun als erstes oben war. In Nepal wird Tenzing sogar dazu gedrängt eine Erklärung zu unterschreiben, dass er der erste Mensch auf dem Dach der Welt war. Tenzing und Edmund sagen jedoch stets aus, dass sie gemeinsam auf den Gipfel gegangen sind.

Stell dir das mal vor. Zwei Menschen stehen in eisiger Kälte auf dem höchsten Berg der Welt, mit wenig Sauerstoff und der Ungewissheit jemals wieder lebend unten anzukommen. Mit wenigen Worten wissen sie, dass sie einander vertrauen und verkünden das mit der Botschaft, dass nur beide gemeinsam, die Erstbesteiger des Mount Everest sind. Tenzing und Edmund verbindet von nun an eine tiefe und feste Freundschaft.

Edmund erhält den Adelstitel der Königin von England. Tenzing erhält den Auftrag zur Gründung des Himalayan Mountaineering Institut und wird der erste Ausbildungsleiter. Damit trägt er viel zu der Entwicklung des Bergsteigens, des Selbstwertgefühls und der Bekanntheit der Sherpas bei.

Tenzing wird nicht reich. Nach seiner Pensionierung als Direktor des Institute arbeitet er weltweit als Reiseleiter. Er tut es, um für seine Familie weiter zu sorgen.

Tenzing stirbt im Mai 1986. Der Trauerzug war mehrere tausend Meter lang. Er war ein Zeichen von tiefem Respekt. Edmund Hillary enthüllte in Darjilling eine Statue seines Freundes. Zum Gedenken an einen großen Menschen.

Statue von Tenzing Norgay
Statue von Tenzing Norgay, Quelle: Wikipedia

Meine Verbindung

Die Geschichte von einem mutigen Menschen, der selbstlos und mit voller Hingabe seine Ziele verfolgt, fasziniert mich an Tenzing Norgay. Edmund Hillary sagt über seinen Freund: „Man muss kein fantastischer Held sein, um bestimmte Dinge zu erreichen, um erfolgreich zu sein. Man kann ein normaler Kerl sein, der ausreichend motiviert ist, um schwierige Ziele zu meistern.“ Das ist für mich wahre Größe.

Um was geht es wirklich?

Es geht um viele mehr als nur um Leistung oder Status. Es geht um Vertrauen und um Beziehungen auf Augenhöhe. Es geht darum, die jeweiligen Stärken zu nutzen und gemeinsam den Weg zu gehen. Sei es im Privatleben oder im Job.

Deshalb begleitet mich die Geschichte der beiden Helden seit vielen Jahren auf meinem eigenen Lebensweg. Wo es geht, habe ich sie dabei. Ob in Gedanken, mit einer echten Gebetsfahne oder einem Stein vom Mount Everest.

Gebetsfahne für Menschen, die im Himalaya unterwegs ist
Gebetsfahne für Menschen, die im Himalaya unterwegs ist

Ein Bild von Tenzing und Edmund hängt an meinem Aufgabenboard. Manchmal sind es große Hürden, die es zu meistern gilt, um ans Ziel zu kommen.

Tenzing und Edmund an meinem Aufgabenboard
Tenzing und Edmund an meinem Aufgabenboard

Wie bei einer Bergbesteigung ist oft der Weg lang, steinig und schwer. Doch der Ausblick am Ziel, belohnt mich für die vielen Mühen. Und manchmal bringen uns der Weg und die Begleitungen höher hinaus, als wie je gedacht hätten.

Bleib mutig.

Falk Golinsky

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